Haus König von Spanien, Brüssel

Zunfthäuser an der Nordwest-Seite des Grote Markt

Das Haus des Königs  3  von Spanien (De Koning van Spanje / Au Roi d’Espagne) oder auch das Haus der Bäcker (Bakkershuis / Maison des Boulangers) genannt, steht an dem zentral gelegenen Grand Place  1  und stammt aus dem Jahr 1697. Es war, wie der Name vermuten lässt, das Zunfthaus der Bäcker, die auf Verlangen der Stadt ihr Haus in der Guldenhoofdstraat verkaufen mussten und dieses Gebäude in Beschlag nahmen. Die Bäckerzunft, die bereits im Jahr 1385 ins Leben gerufen wurde, war eine der bedeutendsten und auch vermögendsten unter den Innungen. Das Haus des Königs  3  von Spanien ist das größte Haus an der Westseite des Grand Place  1 . Aber nicht nur der gewaltige Umfang des Gebäudes, auch seine üppigen Verzierungen heben das Bauwerk hervor. Am höchsten Punkt des Haus des Königs  3 , auf der Kuppel, ist der Ruhm in Form einer goldenen, mit einer Banderole versehenen Skulptur verewigt.

Schöne Kuppel am Gildenhaus der Bäckerszunft

Einen besonderen Blickfang stellen die sechs Figuren dar, welche die Fassade des Haus der Bäcker abschließen - von links nach rechts gesehen, sind Herkules, Ceres, Boreas, Vesta, Neptun und Minerva dargestellt. Sie symbolisieren die wichtigsten Aspekte der Bäckerzunft. Herkules, auf einen Stock gestützt, personalisiert die Kraft, während Ceres, mit der Sichel in der linken Hand, für das Korn steht. Boreas umschreibt den Wind, was deutlich durch die Windmühle in seiner linken Hand zum Ausdruck kommt. Das Feuer wird durch Vesta dargestellt: Sie hält einen gebrannten Topf in ihrer rechten Hand. Neptun ist die Personifizierung des Wassers - ihn erkennt man am Wasserkrug und dem Dreizack. Minerva, gleichbedeutend mit der Vorsehung, wird mit einem Fasan dargestellt.

Detail an der Fassade

Die zweite Etage des Haus des Königs  3  wird durch das Abbild von Karl II., der zur Zeit der Erbauung des Gebäudes im Jahr 1697 König von Spanien war, geschmückt. Zu seinem Regierungsgebiet gehörten auch die damaligen Südlichen Niederlande, in die das heutige Belgien eingegliedert war. Links und rechts vom König sind zwei Gefangene abgebildet. Die Gesichter von vier römischen Kaisern dekorieren den ersten Stock des Hauses der Bäcker; abgebildet sind: Mark Aurel, Nerva, Decius und Trajan. Direkt über der Eingangstür thront der Schutzpatron der Bäcker - der Heilige Aubertus.

Der Schubkarren war das Haus der Fettmacher

Der Schubkarren (De Kruiwagen / La Brouette) war das Haus der Fettmacher. La Brouette ist eines der wenigen Häuser, das aus dem zerstörerischen Angriff von 1695 mit relativ wenigen Schäden hervorging. So wurden nur einige Restaurationsarbeiten an der Fassade notwendig, die der Bildhauer Jan Cosyn ausführte. Neben der zu der Zeit typischen Verwendung der dorischen, korinthischen und ionischen Säulen, wurde besonders viel Blattgold an der Front eingesetzt. Die zahlreichen Verzierungen am Haus der Fettmacher reichen von Fackeln, Blumengirlanden und Engelchen bis hin zu Muscheln.

Gildenhaus der Zimmerleute und Böttcher

Das Gildenhaus der Zimmerleute und der Böttcher trägt den Namen Sack (de Zak / Le Sac). Die Bezeichnung des Gebäudes leitet sich von einer Szene über der Tür ab: Auf ihr sieht man eine Figur einen Sack festhalten, während eine zweite Person die Hände darin versenkt. Die Werkzeuge der Zimmerleute und Böttcher sind auf den Pfeilern der ersten und der zweiten Etage angebracht. Architektonisch gesehen, besitzt das Haus eine Zweiteilung. Während die unteren Etagen schlicht gehalten sind, strotzt der obere Teil des Sacks vor üppigen Verzierungen wie Fackeln, Girlanden und Vasen. Der Grund hierfür liegt in der Zerstörung des Grand Place  1  im Jahre 1695. Während die unteren beiden Etagen verschont blieben, wurde der Rest stark beschädigt. Auf Höhe des dritten Stockwerkes beginnt das Restaurationswerk von Antonio Pastorana: Dort sind fünf Figuren angebracht, welche die Fenster voneinander trennen. Darüber befinden sich zwei große, abgerundete Fenster, die durch kleine Säulen unterteilt werden. Auch der Giebel weist noch weitere Rundfenster und vor allem Ausschmückungen auf – die abgebildete Zahl 1697 kennzeichnet das Jahr der Rekonstruktion.

Die Wölfin (de Wolvin / La Louvre) ist das Haus der Bogenschützen. Über der Tür ist das namensgebende Tier abgebildet: Dort sieht man die Wölfin, wie sie Romulus und Remus, die der römischen Mythologie zufolge die Gründer der Stadt der Rom sind, säugt. Dieses Gebäude im italienisch-flämischen Stil wartet mit einer Vielzahl von barocken Dekorationselementen auf. Die Gegenstände, die sich auf die Bogenschützen beziehen, wie Helm, Brustpanzer, Ziel und Handschuhe, schmücken die Fassade zwischen erster und zweiter Etage.

Haus der Wölfin in der Reihe der eindrucksvollen Zunftgebäude

Der Phoenix, Vogel der Sonne, scheint sich von der Spitze des Hauses erheben zu wollen. Genauso wie er sich laut Sprichwort aus der Asche erhebt, ist das Haus der Bogenschützen immer wieder aufgebaut worden. Nachdem es im Jahr 1641 abgerissen wurde, errichtete man an gleicher Stelle ein noch glanzvolleres Haus. Aber schon 1690 brannte es völlig ab. Der Wiederaufbau war noch nicht beendet, als es im Jahr 1695 aufgrund der Bombardierung den Flammen zum Opfer fiel. Obwohl die Fassade erhalten blieb, war der Schaden doch sehr groß.

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Die zerstörerischen Ereignisse im Laufe der Zeit führten dazu, dass folgender, in Latein verfasster, Schriftzug am Haus der Bogenschützen angebracht wurde: "Ihr seid erstaunt, dass ich das dritte Mal aus meiner Asche auferstehe, ruhmreicher denn je, ich bin der Phoenix." Leider ist dieser Spruch nur noch auf Gemälden zu sehen, da er bei der Rekonstruktion nicht mehr angebracht wurde. Eine andere Aufschrift, die heute noch unter dem Phoenix zu lesen ist, lautet: "Verbrannt werde ich glorreicher denn je wieder auferstehen, dank der Sebastiansgilde."

Auch das zweite Stockwerk ist von Inschriften gekennzeichnet; dort steht: "hic verum = die Wahrheit; hic falsum = die Falschheit; Pax sit = das Friede sei; Discordia longe = dass die Zwietracht weit sei" - darüber sind diese Worte noch einmal mittels Figuren dargestellt. Die Erste, die für die Weisheit steht, hält ein offenes Buch in der Hand; zu ihren Füßen befindet sich ein Adler. Daneben ist die Falschheit dabei, sich hinter einer Maske zu verhüllen; der Fuchs schaut ihr dabei zu. Dem symbolischen Frieden zu Füßen befinden sich zwei Tauben; er hält ein Bündel in seinen Armen. Zwei raufende Hunde begleiten die Zwietracht, die mit einer Fackel in der Hand symbolisiert wird.

Statuen und Details an der Fassade

Unter dem Giebel des Hauses der Bogenschützen sind die Römischen Kaiser abgebildet. Unterhalb des ersten Kaisers, Trajanus, strahlt eine Sonne. Senkrecht darunter prangt in Latein "Firmamentum Imperii" (das Firmament des Weltreiches). Kaiser Tiberius wird in Verbindung gebracht mit den Symbolen der Verschlagenheit: einem Vogelkäfig und einem Netz; darunter steht geschrieben: "Insidiae Status" (die Hinterlist des Staates). Den Globus, auf dem der Frieden regiert, findet man zwischen Augustus und dem Schriftzug "Salvis Generis Humani" (allgemeine Rettung der Menschheit). Aufgrund der Kriege, welche die Herrschaft von Julius Caesar kennzeichneten, sind zwischen seinem Abbild und der Inschrift "Eversio Reipublicae" (Untergang der Republik) ein gebrochenes Herz und gekreuzte Fackeln dargestellt. Alle diese Symbole, Inschriften und Statuen sind nicht zufällig angeordnet. Betrachtet man die vier senkrecht gebildeten Blöcke jeweils für sich, bilden sie den Ruf ab, den der jeweilige Kaiser besaß.

Wendet man den Blick auf den Giebel des Füllhorns (De Hoorn / Le Cornett) sieht man sich dem Heck eines Schiffes aus dem 17. Jahrhundert gegenüber. Die ungewöhnliche Architektur verrät sofort welcher Gilde das Haus zuzuordnen ist – den Fischern. Weitere typische Zeichen, wie Anker und Seile, befinden sich im oberen Abschnitt des Gebäudes. Das Füllhorn, nach dem das im italienisch-flämischen Stil gehaltene Haus benannt wurde, ist über dem Erdgeschoss abgebildet.

Der imposante Dachgiebel fällt sofort ins Auge

Das Füllhorn war das Haus der Fischerszunft

Ganz links in der Reihe steht das Haus des Fuchses

Das Haus des Fuchses (Den Vos / Le Renard) ist das ehemalige Haus der Krämer und Kurzwarenhändler, die das zerstörte Haus im Jahr 1699 wieder errichteten. Diese Zunft hatte zu jener Zeit einen hohen Stellenwert. Auf dem Gipfel thront der Heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Krämerzunft. Zudem befindet sich ein Relief, das Amor darstellt, zwischen Erdgeschoss und der mittleren Etage. Das Abbild eines Fuchses über der Tür erklärt, woher der Name rührt.