Gent, Brüssel

Die Universitätsstadt Gent ist nach Brüssel und Antwerpen 117 die drittgrößte Stadt Belgiens - hier leben rund 220.000 Menschen. Die 55 Kilometer westlich von Brüssel gelegene Metropole fungiert als Hauptstadt der Provinz Ostflandern. In Gent ist Niederländisch die einzige offizielle Amtssprache. Das mittelalterliche Stadtbild wird durch drei Türme geprägt: dem der Sint-Baafskathedraal, dem Turm der Sint-Niklaaskerk 46 und dem Glockenturm (Belfried). Zusammen bilden sie ein sehr schönes und beliebtes Motiv für ein Erinnerungsfoto. Den besten Blick hat man dabei von der Brücke Sint Michielsbrug.

Die Sint-Baafskathedraal ist, bis auf die Krypta, die romanische Züge trägt und einige Teile des Inneren, ein gotisches Bauwerk. Bekannt ist die Kathedrale vor allem durch das Altarbild der Gebrüder Hubert und Jan van Eyck - das zwölfteilige Werk "Die Anbetung des Gotteslammes" aus dem Jahr 1432 gehört zu den bedeutendsten Werken Mitteleuropas. Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Spanien, wurde in Gent geboren und in der Sint-Baafskathedraal getauft. Neben dem Regenten hat Gent noch weitere berühmte Kinder. Dazu zählen beispielsweise der frühere Radsportler und jetziger Team-Manager Walter Godefroot, der Präsident des IOC Jacques Rogge, der belgische Starsänger Helmut Lotti und der Jugendstil-Architekt Victor Horta, dessen Werke vor allem in Brüssel bewundert werden können.

118 Meter ragt der Belfried in den Himmel

Die gotische Sint-Baafska.

Si. Nikolaus Kirche

Denkmal für den Stadthauptma. Artevelde

Inmitten der größten Fußgängerzone Europas, zwischen Sint-Baafskathedraal und Sint-Niklaaskerk 46, ragt der Glockenturm, das Wahrzeichen von Gent, 118 Meter in die Höhe. Mit dem Bau des Belfrieds begann man im Jahr 1313 und erst 1380 wurde der ehemalige Wachturm vollendet. Der Aufstieg zu einer wunderschönen Sicht über die Stadt wird durch ein Fahrstuhl erleichtert. Zudem ist ein Glockenmuseum im Turm beheimatet. Zweimal pro Woche kann man heute das ganze Jahr über ein Konzert der 54 Glocken genießen. Zusammen mit vielen anderen Belfrieds in Belgien und Frankreich gehört der Genter Glockenturm zum UNESCO Weltkulturerbe.

Den bedeutendsten Vertreter für den Baustil der Schelde-Gotik stellt die Sint-Nikilaaskerk dar. Die Kirche wurde zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert errichtet. Die Orgel des Gotteshauses stammt von dem französischen Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll und datiert aus den Jahren 1853 bis 1856. Eine weitere interessante Sehenswürdigkeit der geschätzten Stadt Gent ist die Burg Gravensteen, die direkt an der Leie liegt. Die beeindruckende Wasserburg wurde vom einstigen Graf von Flandern, Philipp von Elsass, Ende des 12. Jahrhunderts in Auftrag gegeben.

Bereits nach zwei Jahrhunderten verließen die Grafen die Burg, da die Bedeutung der Anlagen in ihrer Verteidigungsfunktion immer weiter abnahm. In den folgenden Jahrhunderten erfüllte Gravensteen verschiedene Rollen - so war eine Baumwollspinnerei darin untergebracht, der Gerichtshof residierte hier und auch ein Gefängnis befand sich im Untergeschoss des ehemaligen Kastells. Nach einer Restaurierung, die Ende des 19. Jahrhunderts beschlossen wurden, ist Gravensteen heute ein beliebtes Ausflugsziel. Neben der Burganlage selbst, kann man im Inneren eine Sammlung historischer Waffen und Folterinstrumente besichtigen.

Die romanische Burg Gravensteen

Zahlreiche Kanäle führen durch Gent

Eindrucksvolle Bauwerke an der Graslei

Gent hat noch weitere reizvolle Museen zu bieten. Man sollte sich die Zeit nehmen und zum Beispiel am Citadelpark das Museum für Schöne Kunst (Museum voor Schone Kunsten) sowie das Städtische Museum für zeitgemäße Kunst (Stedelijk Museum voor Actuele Kunst) besuchen. Wer fasziniert ist von Möbelstücken und den vielfältigen Formen der Inneneinrichtung sollte das Designmuseum nicht auslassen. Der Schwerpunkt der Ausstellungsstücke liegt auf dem 20. Jahrhundert, aber auch Objekte aus vorherigen Epochen sind zu sehen.

Ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört der Klein Begijnhof mit einer herrlichen Grünanlage und einer bezaubernden Kirche im Barockstil. Wer mehr über das Leben im 19. und 20. Jahrhundert in Gent erfahren möchte, ist im Huis van Alijn am richtigen Ort - dieses Volkskundemuseum widmet sich vier großen Themenbereichen: dem Lebenszyklus, der Religion, der Arbeit sowie der Freizeit und Unterhaltung. Außerdem sehenswert sind das Rathaus von Gent und das Opernhaus (Vlaamse Opera). Nicht versäumen sollte man zudem die herrlichen Häuserfassaden an den Uferstraßen Graslei und Korenlei - hier fühlt man sich dank der prachtvollen Giebelhäuser in die alte Zeit zurückversetzt.