Rue des Chapeliers, Brüssel

In der Hoedermakerstraat / Rue des Chapeliers gelegen, aber dennoch zum Grand Place  1  gehörend, befindet sich das Haus des Königs  3  von Bayern (De Koning van Beieren / Le Roi de Bavière). Der Name rührt von der Inschrift, die zwischen Erdgeschoss und erster Etage angebracht ist: "Au Roi de Bavière". Dieser Vers bezieht sich auf Maximilian-Emanuel von Bayern. Etwas weiter höher sieht man Cambrinus, den Schutzpatron der Bierbrauer, verewigt; er wird eingeschlossen vom Hopfen und dem Getreide. Außerdem kann man an der Fassade des Gebäudes das Feuer und das Wasser, dargestellt durch einen bärtigen Greis, entdecken.

Die südöstliche Seite des Grote Markt besteht aus einem Gebäudekomplex

Der südöstliche Teil des Grote Markt besteht als einzige Seite aus nur einem Gebäudekomplex. Hinter der gewaltigen, einheitlichen Fassade, die an einen italienischen Palast erinnert, befinden sich sieben eigenständige Häuser: de Roem, de Kluis, het Geluk, den Windmolen, den Tinnen Pot, den Heuvel und de Beurs. Die Front wurde im Jahr 1698 im Rahmen des Wiederaufbaus des Grand Place  1  von Willem de Bruyn geschaffen. Die sieben Teilhäuser werden unter dem Begriff Haus der Herzöge von Brabant (Huis van de Hertogen van Brabant / Maison des Ducs de Brabant) zusammengefasst. Der Grund dafür liegt in den Büsten der Herzöge, welche die Vorderseite der Häuser dekorieren.

Blumenteppich vor dem Haus der Herzöge von Brabant

Der Ruhm (De Roem / Renommée) ist das schmalste Haus des gesamten Platzes. Es besitzt als einziges der sieben Einzelgebäude des Hauses der Herzöge von Brabant eine Eingangspforte, während die anderen über insgesamt drei Doppeltreppen zugänglich sind. Auffällig ist die Statue oberhalb des Eingangsportals - sie stellt den Posaune spielenden Ruhm dar. Von 1998 bis 2004 befand sich in dem Gebäude das Kakao- und Schokoladenmuseum 44 (Museum van Cacao en Chocolade / Musée du Cacao et du Chocolat), das seine Köstlichkeiten jetzt in der Guldenhoofdstraat / Rue de la Tête d’Or zur Schau stellt.

Einst arbeiteten die Weber im Haus De Kluis

Das Gebäude De Kluis / Ermitage wurde im 17. Jahrhundert von verschiedenen Handwerkern genutzt - die Weinzapfer und Gemüsehändler gingen hier ihrer Arbeit nach, aber auch die Teppich- und Tuchweber. Gegen 1885 renoviert, ist das Haus heute ein privater Wohnsitz. Ein Einsiedler blickt von seinem Platz über der Eingangstür auf das Geschehen der Grand Place  1 .

Passend zum Namen des Hauses - Het Geluk / Fortune - thront über dem Hauseingang die Glücksgöttin Fortuna. Im 17. Jahrhundert residierten in dem Gebäude die Bogenschützen und die Strumpfmacher. Im Jahr 1759 ging Het Geluk in den Besitz der Gerberzunft über. Sie nutzten es zusammen mit den Handschuhmachern. Die Zahl 1890 in Höhe des ersten Stockes zeigt das Jahr der Renovierung des Glückshauses.

Die Windmühle war in der Vergangenheit das Zunfthaus der Müller

Im 16. Jahrhundert residierten in der Windmühle (Den Windmolen / Moulin à Vent) die Schützen von Sint-Joris und die Gilde der Handschuhmacher. Seit dem Jahr 1696 diente das Gebäude den Müllern als Zunfthaus - so ist zwischen dem erstem und zweitem Stockwerk auch eine Windmühle, eine Scheune und ein Wasserrad abgebildet. Etwas weiter oben sind zwei Medaillons mit den Symbolen der Müllerzunft zu sehen.

Im Januar des Jahres 1852 wohnte der französische Schriftsteller Victor Hugo in der Windmühle, bevor er sein Quartier in der Taube (De Duif/Pigeon) aufschlug. 1885 wurde das Haus einer Renovierung unterzogen. Zwischen 1909 und 1944 war "Het Vlaams Huis" hier heimisch - dieses Wirtshaus wurde durch die flämischen Arbeiter ins Leben gerufen, indem sie jede Woche 25 Centime abführten, bis die nötige Summe von 10.000 Belgischen Franc zusammengekommen war.

Am 4. Februar des Jahres 1917 war die Windmühle der Geburtsort des ersten "Rat von Flandern (Raad van Vlannderen)". Dieser Rat war eine Art flämisches Parlament, das mit den deutschen Besatzern über eine Konstitution für Flandern in Verhandlung stand. Allerdings blieb diese Mission ohne Erfolg und der Rat löste sich auf Anordnung der Deutschen wieder auf. Vorher aber rief der Rat von Flandern noch die Unabhängigkeit für Flandern aus. Seit dem Jahr 1983 schließlich hat der Flämische Klub für Kunst, Literatur und Wissen (Vlaamse Club voor Kunsten, Letteren en Wetenschappen) seinen Sitz in Den Windmolen.

Werkzeug der Zimmerleute

Zwischen der Windmühle und dem Hügel befindet sich der Zinnerne Topf (Den Tinnen Pot / Pot d’Etain). Das ehemalige Zunfthaus der Zimmerleute, Möbelmacher und Schreiner wurde im Jahr 1697 wieder aufgebaut. Auf Höhe des zweiten Stockwerkes sind die einzelnen Werkzeuge der Gewerbe angebracht: Säge, Axt, Hammer, Bohrer, Meißel, Zirkel und Winkel. Der Eingang wird durch die Abbildung eines zinnernen Topfes geschmückt. Unter anderem wohnten hier die Schwestern Charlotte und Emily Brontё - im Jahr 1852 verfasste Charlotte Brontё ihren Roman Vilette im Zinnernen Topf.

Haus der Bildhauer, Maurer, Steinmetze und Dachdecker

Bereits im 15. Jahrhundert war das der Hügel (Den Heuvel / Colline) genannte Haus die Heimat der Bildhauer, der Maurer, der Steinmetze und der Dachdecker, die auch als "die Vier Gekrönten (de Vier Gekroonden)" bezeichnet wurden. Diese Zünfte besaßen einen großen Einfluss in der Stadt. So führten sie im Jahr 1477 beispielsweise den Aufstand gegen den Herzog von Burgund an. Die Werkzeuge dieser Handwerke sind auf der Fassade verewigt und direkt über dem Eingang ist ein Sandhügel abgebildet.

De Beurs / Bourse war seit jeher in Privatbesitz. Das Jahr des Wiederaufbaus, 1698, ist in Höhe des zweiten Stockwerks angebracht. 1889 wurden im Auftrag der Stadt die nötigen Erneuerungsarbeiten durchgeführt. Um das Jahr 1930 war De Beurs ein gut besuchter Gasthof im ländlichen Stil. Hier fanden Vorträge und musikalische Veranstaltungen statt.