Saint-Gilles, Brüssel

Der Stadtteil Saint-Gilles im Zentrum von Brüssel ist sowohl bei den Besuchern als auch bei den Einheimischen beliebt: Das elegante Viertel besticht durch prunkvolle Herrenhäuser im Jugendstil, vor allem der berühmte Architekt Victor Horta hat an zahlreichen Fassaden seine Handschrift hinterlassen. Auch sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in Saint-Gilles und wurde zu meinem Museum umgewandelt, das jährlich viele Besucher anzieht.

Führender Vertreter des Art Nouveau

Einer der führenden Vertreter der Architektur des französischen Jugendstils – des Art Nouveau - war Victor Horta (1861-1947). Bereits im Alter von dreizehn Jahren kam er mit seinem zukünftigen Beruf auf der Baustelle seines Onkels in Berührung. Später begann Horta ein Architekturstudium an der Akademie für Schöne Künste in seiner Heimatstadt Gent 118. Besonders geprägt wird er durch seinen Aufenthalt in Paris, den er als 17jähriger in Angriff nimmt. Dort, vor allem in dem künstlerischen Viertel Montmartre, bildet er sein exzellentes Kunstverständnis aus, indem er zahlreiche historische Stätten und Ausstellungen besichtigt.

Horta-Museum im Stadtteil Saint-Gilles

Das beeindruckende Horta-Museum (Hortamuseum / Musée Horta) befindet sich in einem im Jahr 1898 entstandenen Haus in der Amerikaansestraat / Rue Américain, das Victor Horta selbst entwarf. Das zweigeteilte Gebäude aus Wohnung und Atelier bringt seinen innovativen Art Nouveau-Stil voll zur Geltung - den ersten Blickfang stellt schon das Treppenhaus mit seinem Eisengeländer in Jugendstilmanier dar. Durch ein gewölbtes Glasdach kommt die Helligkeit des Tages sehr gut zum Tragen. Die Originalausstattung der Wohnung wurde zum größten Teil bewahrt. Die herrlich herausgearbeiteten Einzelheiten an den Fenstern und Möbeln, die Mosaike und Wandgemälde laden zum ausführlichen Betrachten ein. Die von Horta zahlreich eingesetzten Details verschmelzen zu einem sehr harmonischen Gesamtbild.

Ein bedeutendes Zeugnis der Vergangenheit befindet sich in Saint-Gilles 100 – der Hallepoort / Porte de Hal. Das Hallepoort ist das einzige Stadttor Brüssels, das die lange Zeit bis heute überdauert hat. Das Tor gehörte zur zweiten Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die Brüssel umschloss. Mit dem Bau der neuen Befestigung vergrößerte sich das Stadtgebiet um mehr als das Sechsfache. Nachdem die ursprüngliche Aufgabe als Verteidigungsposten aufgegeben wurde, diente das Hallepoort unter anderem als Getreidespeicher und Gefängnis. In den Jahren von 1847 bis 1976 fand das Musée Royal d’Armures, d’Antiquités et d’Ethnologie sein Zuhause im Turm.

Das Porte de Hal ist das einzige Stadttor Brüssels

Um der Funktion als Museum gerecht werden zu können, wurde ein Ausbau nötig, wobei im gleichen Zuge eine Renovierung durchgeführt wurde. Das Ergebnis war ein völlig veränderter Turm, der nun im neogotischen Stil erstrahlt. Trotz allem reichte der Platz gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Sammlung nicht mehr aus, so dass das Museum, bis auf die Waffen und Rüstungen, im Jubelparkmuseum 80 untergebracht wurde. Im Jahr 1976 beschloss man eine erneute Renovierung des Hallepoort. Die übrig gebliebene Waffenkollektion, die bis dahin im Turm beheimatet war, fand ihren neuen Platz nun im Königlichen Museum für Militär und Kriegsgeschichte (Koninklijk Museum van het Leger en de Krijgsgeschiedenis / Le Musée Royal de l’Armée et de l’Histoire Militaire), das sich ebenfalls im Jubelpark 76 befindet.

Erst im Jahr 1990 wurden die Arbeiten am Hallepoort mit dem Ziel die geschichtliche Bedeutung des Gebäudes hervorzuheben, aufgenommen. Mittlerweile kann man wieder erahnen, wo sich die Schießscharten, die Zugbrücke und die Verbindungsstellen mit der Stadtmauer befanden. Das Königliche Museum der Kunst und Geschichte (Musée Royaux d’Art et d’Histoire) hat sich dem ehemaligen Stadtturm angenommen – im Inneren des liebevoll sanierten Turms befindet sich eine Ausstellung zur Historie des Turms und der Stadtverteidigung im Allgemeinen, man kann Paraderüstungen, alte Waffen ebenso wie eine Schutzpanzerung für ein Pferd begutachten. Des Weitern befindet sich in der obersten Etage eine Aussichtsplattform, die einen herrlichen Blick über die belgische Hauptstadt ermöglicht.

Neben etlichen Parkanlagen und grünen Oasen, die in Saint-Gilles 100 zum Erholen und Entspannen einladen, findet täglich noch ein bezaubernd, bunter Markt auf dem Vorplatz der Kirche Saint-Gilles 100 statt, der einen Besuch lohnt.