Brüsseler Museen, Brüssel

In Brüssel gibt es über 90 Museen und so sollte jeder etwas für seinen Geschmack finden. Das Repertoire reicht von Schokolade über Bier und das Königliche Zentralafrikanische Museum (Musée Royal de l’Afrique Centrale) bis hin zu dem zu Ehren des Architekten Victor Horta errichteten Musée Victor Horta. Weiterhin erzählt das Comic-Zentrum in der Rue des Sables die Geschichte des belgischen Comic-Strips. Und schließlich ist das Museum für Schöne Künste nicht nur aber vor allem für Kunstliebhaber ein absolutes Muss, denn es ist eines der größten und sehenswertesten Kunstmuseen der Welt. Im Folgenden haben wir ein paar der Highlights der Brüssler Museenszene außerhalb des Altstadtkerns zusammengefasst.

Statue im Museum

Bereits im Jahr 1897 wurde das Königliche Zentralafrikanische Museum (Koninklijk Museum voor Midden-Afrika / Musée Royal de l’Afrique Centrale) ins Leben gerufen. Seine Sammlung von ethnografischen Gegenständen ist einzigartig auf der Welt. Den Anlass für ein zentralafrikanisches Museum in Europas Hauptstadt schuf König Leopold II - er machte den Kongo im Jahr 1885 zu seiner Privatkolonie. Im Jahr 1908 gab Leopold II. den Kongo an Belgien ab und macht den Staat somit zu einer Kolonialmacht. Belgien als Kolonialmacht des Kongo ist das zentrale Thema des Museums. Spannend ist zudem die Darstellung der Entdeckung des schwarzen Kontinents anhand von einzigartigen Erinnerungsstücken - dazu zählen Henry Morton Stanley’s Kopfbedeckung und der Koffer von David Livingstone. Andere beeindruckende Ausstellungsobjekte wie Masken, Figuren, Speere und ein Einbaum verkünden die Kultur der Bewohner des faszinierenden Kontinents. Die Kollektion von tropischen Hölzern ist mittlerweile zur größten Sammlung Europas herangewachsen.

Spiel und Spaß im Kindermuseum

Alles was Kinderherzen erträumen und manch Erwachsener ebenso kann der Nachwuchs im Kindermuseum (Het Kindermuseum / Paradis des Enfants) erleben. Angedacht ist das Kinderparadies für die Vier- bis Zwölfjährigen. Hier können die Sprösslinge Flugmaschinen bauen, als Zauberer auftreten, auf einer richtigen Theaterbühne stehen oder auch schon mal in einem Märchen der Held beziehungsweise die Heldin sein. Dieses besondere Erlebnis lässt nicht viele Wünsche offen.

Im Spielzeugmuseum darf man auch Anfassen

Ein weiteres tolles Highlight für den Nachwuchs ist der Besuch des Spielzeugmuseums (Le Musée du Jouet). Die Ausstellung umfasst 25.000 Spielzeuge, die eine Zeitspanne von 1850 bis heute abdecken. Im Spielzeugmuseum darf vieles ausprobiert werden, was den Museumsbesuch zu einem interaktiven Ausflug macht - es stehen Spielflächen zur Verfügung, eine Bibliothek und eine Ausstellung von mechanischem Spielzeug. Sogar eine Brüsseler Straßenbahn steht für die Kinder und Erwachsenen bereit. Im Museum kann man sich Zeit nehmen ein Buch zu lesen oder mal wieder ein Picknick zu machen. Die größte Attraktion aber ist das, nach Angaben des Museums, schönste Marionettentheater der Welt.

Geschichte der Marionetten

Auf einem kleinen Gut aus dem 18. Jahrhundert fühlen sich über 4.000 Persönchen aus aller Welt zu Hause. Das im Jahr 1968 gegründete Internationale Marionettenmuseum (Theatre Royal du Peruchet et Musée International de la Marionnette) ist Anziehungspunkt für Groß und Klein. In dem bezaubernden Theater kann man entdecken, wie sich die Geschichte der Marionetten im Lauf der Zeit veränderte und entdeckt so einige Tricks bezüglich der richtigen Handhabung der Puppen. Die älteste Marionette ist 150 Jahre alt und hat den weiten Weg aus Indien auf sich genommen und sich mit ihren Freunden in Brüssel zu treffen.

Kostprobe im Museum van de Geuze

Das Brussels Museum van de Geuze ist eine traditionelle Brauerei, die sich auf das Geuze-Lambic-Bier spezialisiert hat. Daneben werden aber auch noch andere Biersorten, wie das Faro und das Kriek hergestellt. Das erste Bier wurde bereits 1900 in dem Familienbetrieb gebraut. Die Familie Van Roy-Cantillon führt seit jeher das Unternehmen, das sich mit ganzem Herzen der Tradition verschrieben hat. So sind teilweise über 100 Jahre alte Fässer und original erhaltene Maschinen zu sehen. Wenn man den richtigen Moment für einen Besuch wählt, kann man sogar den Brauern bei der Herstellung des Bieres über die Schulter schauen. Oder man beobachten die Abfüllung des fertigen Schatzes und verfolgt die Reinigung der Fässer. Aber egal wann man die Gelegenheit wahrnimmt, eine Kostprobe des leckeren Bieres sollte man sch auf keinen Fall entgehen lassen.

In einem prächtigen Art-Déco-Gebäude ist das Museum David en Alice van Buuren / Musée David et Alice van Buuren untergebracht. Das Heim des niederländischen Bankiers David van Buuren und seiner Frau Alice rührt aus den 1930er Jahren und ist mit kostbaren Möbeln und herrlichen Buntglasfenstern ausgestattet. Der luxuriöse Lebensstil der betuchten Gesellschaft der damaligen Zeit spiegelt sich in der Verwendung von Elfenbein, Fischhaut und exotischen Holzarten wider. Dazu passt auch die Gemäldekollektion, deren Werke aus dem 16. bis 20. Jahrhundert datieren. Der umfangreiche Garten des Museums ist ebenfalls für die Besucher zugänglich. Das ganze Haus sowie der Garten verbreiten eine durchaus friedliche und besondere Stimmung.

Tram im Brüsseler Straßenbahnmuseum

Das Straßenbahnmuseum von Brüssel (Museum voor het Stedelijk Vervoer te Brussel / Musée du Transport Urbain Bruxellois) widmet sich der Vergangenheit des Nahverkehrs der Stadt. Angefangen im Jahr 1869 wurde die Entwicklung bis in die Gegenwart erforscht. Zirka 150 Fahrzeuge sind in dem früheren Straßenbahndepot ausgestellt - hierzu gehören Omnibusse, Taxen und natürlich verschiedene Ausführungen von Straßenbahnen. Das Museum lädt auch zu Fahrten in den geschichtsträchtigen Bahnen ein. So führen die Strecken nach Tervuren und zum Jubelpark 76. Im Sommer besteht sogar die Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten von Brüssel mit einer historischen Straßenbahn zu erkunden – die immer sonntags stattfindende Tour muss man vorab reservieren.

Das Museum der schönen Künste von Elsene (Museum voor Schone Kunsten van Elsene / Musée Communal des Beaux-Arts d’Ixelles) bietet eine reizende Ansammlung von Kunstwerken der verschiedensten Epochen. Angefangen im 16. Jahrhundert, geht es über den Impressionismus, Symbolismus, Expressionismus und Surrealismus bis hin zu Pop-Art-Werken. Ein Highlight ist die umfassende Kollektion von originalen Plakaten des französischen Malers und Graphikers Henri Marie Toulouse-Lautrec. Aber auch andere Berühmtheiten wie Rembrandt Harmenszoon van Rijn und Pablo Picasso sind mit einigen Kunstwerken vertreten. Zudem wurden vor allem einheimische Künstler im Museum der schönsten Künste von Elsene berücksichtigt - dazu zählen die Symbolisten León Spilliaert und León Frédéric. Die belgische Bildhauerkunst wird unter anderem von Rik Wouters repräsentiert.

Ein interessanter Part in der Geschichte Belgiens sind die Beginenhöfe (Begijnhof / Béguinage). Eigenständige Frauen, die unverheiratet oder verwitwet waren und nicht in ein Kloster eintreten wollten, schlossen sich in religiösen Gemeinschaften zusammen. Dort konnten sie ihr eigenes, unabhängiges Leben führen und verdienten sich ihren Lebensunterhalt selbst. Zudem bestand die Möglichkeit, jederzeit wieder die Gemeinschaft zu verlassen. Viele der noch erhaltenen Beginenhöfe in Belgien sind zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Beginenhof von Anderlecht

Der Beginenhof von Anderlecht (Begijnhof van Anderlecht / Béguinage d’Anderlecht), der kleinste dieser Einrichtungen von ganz Belgien, wurde im Jahr 1252 ins Leben gerufen. Die Häuser des Beginenhofs sind um einen reizenden Innenhof mit Brunnen errichtet. Damals wohnten und arbeiteten acht Frauen darin. Im Jahr 1930 wurde hier ein Museum eingerichtet, in dem das Leben der so genannten Beguines dargestellt ist.

Der Name des Erasmushauses / Maison d’Erasme leitet sich von dem bekannten Humanisten Erasmus Desiderius von Rotterdam (1469 – 1536) ab. Der Niederländer lebte im Jahr 1521 in Brüssel, als die Region um Anderlecht noch ein sehr ländlich geprägtes Gebiet war. Zu dem 1932 eingerichteten Museum gehört ein innovativer Garten - der so genannte Erasmusgarten ist zweigeteilt - in Genuss und Erkenntnis. Der erste Part entspricht einer ungewöhnlichen Studie des Humanisten: Der mit lauter Heilpflanzen aus dem 16. Jahrhundert bestückte Garten, wurde im Jahr 1987 von Réne Pechère angelegt. In ihm findet man über 100 verschiedene Pflanzen, die Erasmus von Rotterdam verabreicht worden sind, um seine, möglicherweise auch eingebildeten, Krankheiten zu behandeln.

Ehemaliges Wohnhaus des Erasmus von Rotterdam

Liebevolle Gestaltung des Geländes

Der Erasmusgarten ist zweigeteilt - in Genuss und Erkenntnis

Der zweite Gartenteil wird von ganz unterschiedlichen Pflanzen beherrscht. Er versucht auf ungewöhnliche Weise einige Gebiete unserer Erde zu beschreiben. Dabei orientierte sich der Architekt Benoît Fondu, der im Jahr 2000 das Kunstwerk in Angriff nahm, an dem Aufsatz "The Religious Banquet", den Erasmus von Rotterdam nach seiner Zeit in Anderlecht schrieb. Die Beete sind in Blattform gehalten und stellen jeweils eine der vier Regionen dar, die für Erasmus während seiner zahlreichen Auslandsaufenthalte die größte Bedeutung hatten: die Niederlande, London, Rom und Basel. Auch ein Besuch des Hauses lohnt sich - hier befindet sich ein Museum mit Gemälden von flämischen Künstlern, Plastiken und Möbeln, die der Zeit der Gotik und der Renaissance zuzurechnen sind. Die antiquarische Bibliothek mit Studienzentrum umfasst über 1.000 Bücher und Schriften des 16. Jahrhunderts, die von Erasmus oder aus seinem Bestand stammen beziehungsweise ihn selbst zum Thema haben.

Ein seltenes und auch etwas ungewöhnliches Museum befindet sich unter der Erde von Brüssel. Das Museum der Kanalisation (Octrooipaviljoen / Museé des Égouts) befasst sich mit dem Ausbau des Kanalisationssystems der belgischen Hauptstadt. Der Bau dieses Netzes wurde Ende des letzten Jahrhunderts in Angriff genommen, um im Stadtgebiet die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern. Mittlerweile sind unter anderem mehr als 300 Kilometer weit Abflüsse verlegt worden. Ein kurzer Abschnitt des Systems kann während einer geführten Besichtigung selbst in Augenschein genommen werden.