Palast der Nation, Brüssel

Im neoklassizistischen Palast der Nation tagt das belgische Parlament

Nach dem Brand von 1731, der den Palast der Herzöge von Brabant und die Gegend rund um den Park von Brüssel 52 verwüstete, beschloss man, den neoklassizistischen Palast der Nation (Paleis der Natie / Palais de la Nation) zu bauen. Nach den Entwürfen des französischen Architekten Barnabé Guimard wurde das imposante Gebäude zunächst für den Obersten Rat von Brabant errichtet. Nachfolgend, unter der französischen Herrschaft von 1796 bis 1815, waren in dem Palast der Nation die Gerichte untergebracht. Von 1815 bis 1830 unter der holländischen Regentschaft führten die Reichsstände des Niederländischen Königsreichs ihre jährlichen Zusammenkünfte wechselseitig in Brüssel und Den Haag durch. Ab dem Jahr 1830 schließlich tagten die erste belgische Regierung und der erste Nationalkongress in diesem Hause. Als Sitz des Parlaments dient das Gebäude bereits seit 1831 und wurde dadurch zum Palast der Nation.

Aufgrund von zwei Bränden in den Jahren 1820 und 1883 sowie der wechselvollen Geschichte wurde der innere Gebäudeteil laufend verändert. Die äußere Form des Palastes der Nation hingegen wurde fast gänzlich beibehalten. An der Vorderseite des Gebäudes beispielsweise befindet sich ein Relief von Gilles Lambert Godecharle aus dem Jahr 1781, das die Gerechtigkeit symbolisiert. Die Räume des Palastes der Nation können besichtigt werden und auch an den öffentlichen Sitzungen der beiden Kammern kann man teilhaben.

Das belgische Parlament setzt sich aus zwei Kammern zusammen - aus der Abgeordnetenkammer und dem Senat. Erstere besteht aus 150 direkt gewählten Abgeordneten; der Senat umfasst 71 Mitglieder, unter denen auch Prinz Philip und Prinzessin Astrid sind. Die Abgeordneten kümmern sich in erster Linie um Staatsverträge, Verfassungsgesetze und das Budget, wohingegen der Senat überwiegend eine beratende und schlichtende Funktion innehat.

Der zentrale Treffpunkt und beliebter Platz für Interviews der Parlamentarier ist die Säulenhalle des Palastes der Nation. In dem Eingangsbereich treten besonders die dorischen Säulen hervor. Auf der rechten Seite neben dem Haupteingang erinnern zwei Kupfergedenktafeln an die Geschichte des Palastes: Eine ist der Grundsteinlegung vom 24. August 1779 gewidmet, die zweite dem Wiederaufbau des Palastes nach dem Brand von 1883, bei dem ein wesentlicher Teil der Abgeordnetenkammer zerstört worden ist. Zudem werden im Eingangsbereich die Sitzungen der Kammer auf einem angebrachten Bildschirm bekannt gegeben. Von der Säulenhalle gelangt man über die zweigeteilte Ehrentreppe zu den beiden Kammern. Die Treppe mit dem rotem Teppich, an der linken Seite der Säulenhalle, führt zum Senat; über die mit grünem Teppich bedeckten Stufen rechterhand gelangt man zur Abgeordnetenkammer.

Die Gänge der Abgeordnetenkammer werden von Plastiken aus weißem Marmor, welche die belgischen Premierminister darstellen, geschmückt - aus Tradition wird von jedem Premierminister ein Abbild durch einen belgischen Künstler realisiert. Der Sitzungssaal der Abgeordnetenkammer ist ein historisch bedeutsamer Ort: Er wurde im Jahr 1817 für die Versammlungen der Reichsstände des Niederländischen Königsreichs errichtet. Nach der Revolution von 1830 wurde in dem Sitzungssaal die neue Verfassung für das unabhängige Belgien geschaffen. An den Wänden des Raumes sind einige bedeutende geschichtliche Daten der Belgier zusammengestellt worden.

Zu den ältesten Sälen des Palastes der Nation gehört der Lesesaal der Abgeordnetenkammer. Hier werden für die Abgeordneten täglich in- und ausländische Zeitungen bereitgehalten. An dieser Stelle sind auch die Abbildungen der ehemaligen Kammerpräsidenten zu finden. Obwohl grün die Farbe der Abgeordnetenkammer ist und rot den Senat kennzeichnet, wird der grüne Salon dem Senat zugerechnet. Das Raucherzimmer des Senats ist mit glanzvollen Wandteppichen, die eigens für diesen Raum im 19. Jahrhundert gestaltet wurden, ausstaffiert.

Als Juwel des Palastes kann der Sitzungssaal des Senats, in dem die 71 Senatoren ihre Zusammenkünfte abhalten, bezeichnet werden. Die Wappen der früheren neun Provinzen verzieren die Kuppel dieses Saals. Die wichtigsten Herrscher der belgischen Gebiete ausgehend vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sind in einer Porträtgalerie ehrenvoll zusammengefasst.